In dieser Reihe – „Laborwerte erklärt“ möchte ich Ihnen die Auswertung Ihrer Blutwerte erleichtern.
Erythrozyten
Erythrozyten werden als Teil des Blutbildes regelmäßig bestimmt und sind im Rahmen des Check-up Ü35, einer OP Vorbereitung, aber auch bei vielen anderen Blutuntersuchungen enthalten.
Fällt der Begriff Erys – mit dieser Abkürzung sind die Erythrozyten gemeint – werden alle roten Blutzellen gemeint. Diese sind für den Sauerstofftransport und nicht zu vergessen dem Kohlendioxidabtransport zuständig, anders als die weißen Blutkörperchen, welche für die Abwehr von Erregern verantwortlich sind.
Wer es genauer wissen möchte:
Es ist der rote Blutfarbstoff Hämoglobin, der zum einen die Erythrozyten rot aussehen lässt und gleichzeitig die Sauerstoffmoleküle bindet. Mit dem Blutfluss gelangen die mit Sauerstoff beladenen Erys in die entferntesten Regionen des Körpers und lassen dort die für alle Stoffwechselprozesse benötigten Sauerstoffmoleküle zurück. Dabei nehmen die Erys das als Abfallprodukt entstandene Kohlendioxid mit zurück zur Lunge, wo es ausgeatmet wird.
Somit kommt den Erythrozyten zwei wichtige Transport-Aufgaben zu:
- Transport des Sauerstoffs von der Lunge zum Gewebe und
- Abtransport des Abfallproduktes Kohlendioxid vom Gewebe zur Lunge
Die normale Anzahl an Erythrozyten kann einen großen Bereich umspannen und leichte Unterschiede zwischen Männern und Frauen aufweisen. In unserem Labor ist der Normbereich:
- bei Männern 4,8-5,9 Mio./µl bzw. 4,8-5,9/pl
- bei Frauen 4,3-5,2 Mio./µl bzw. 4,3-5,2/pl
Welche Gründe gibt es für eine zu hohe Erythrozytenzahl, man spricht auch von Polyglobulie:
- relative Erhöhung bei Flüssigkeitsmangel: Erbrechen, Durchfall, zu wenig getrunken
- häufiger – erhöhte Erythrozytenproduktion: Sportler, Höhenluft, Lungenerkrankungen, Raucher, Herzerkrankungen, u.a.
- seltener – erhöhte Erythrozytenproduktion: Stimulation durch Cortisol, Hormoneinfluss – Erythropoeitin, Tumore im Knochenmark oder der Niere
- seltener – verringerter Erythrozytenabbau: nach Milzentfernung
- u. a.
Welche Gründe gibt es für eine zu niedrige Erythrozytenzahl (als Anämie bezeichnet):
- Blutverlust – chronische oder akute Blutung – Menstruation, Divertikelblutung, Darmblutung, Magenblutung
- Eisenmangel: Ernährungsbedingt, Blutverlust
- Vitaminmangel (Folsäure, Vitamin B12)
- anhaltende Infektionen (Infektanämie)
- Nierenerkrankung
- künstliche Herzklappe
- Immundefekte
- Parasitenbefall (zB. Malaria)
- Probleme bei der Bildung der Erythrozyten: Tumore in der Niere, im Knochenmark
- u. a.
Wenn wir im Labor die Erythrozyten bestimmen, dann werden oft noch ein paar weitere Faktoren mit analysiert. Für nähere Informationen einfach auf den Begriff klicken.
- Hämatokrit = Hkt
- Hämoglobin = Hb
- MCHC = mittlere zelluläre Hämoglobinkonzentration
- MCH = mittlere zelluläre Hämoglobinmenge
- MCV = mittleres Zellvolumen
- RDW = Größenverhältnis über gesamte Eryhtrozytenmenge
- Retikulozyten (Vorläufer der Erythrozyten)
Zur näheren Bestimmung ziehen wir meist noch weitere Laboruntersuchungen hinzu:
- Serumeisen
- Ferritin = Speichereisen
- Transferrin = Transporteisen
- Folsäure
- Vitamin B12
Falls Sie Fragen zu Ihren Blutwerten haben, können Sie uns eine E-Mail schicken oder einfach beim Aushändigen Ihrer Laborwerte fragen.
Bleiben Sie gesund.
Ihre Dr. Kathrin Hamann